Wirtschaftshof

Auf der alten Flurkarte vom Jahr 1617 gibt es zum Norden von und außerhalb der Wasserburg-Insel einen Pferdestall (links), einen Kuhstall (rechts davon) die lange Scheune (rechts) zu sehen. Dahinter war "Der Garten hindern Scheunen oder Braugarten", zum Westen ein "Freßgarten" - später genannt Mühlgarten. Ansonsten war der als "Viehhoff" bezeichnete dreiseitige Schlosshof zum Westen des Schlosses gelegen.

Um 1800 entschied Börlns Besitzer Baron von Pfister sein Rittergut kräftig um- und auszubauen. Als Gerichtsherr war es notwendig, ein Gerichtsgebäude zu haben, für das Rittergut wurde auch ein ordentliches Verwaltungsgebäude gebraucht. Es wurde langsam auch nötig, eine entsprechende Wohnung für den Rittergutspächter zu haben. So entstand der Mittelrisalit an der Ostseite des Wirtschaftshofs. Der Viehhoff vor dem Schloss wurde als Garten angelegt, die wertvollen Pflastersteine wurden höchstwahrscheinlich zum grossen Wirtschaftshof übertragen.

Historisches Foto vom Wirtschaftshof auf eine alten Postkarte. Links (Ecke) Kuhstall der in DDR-Zeiten von dem Pferdestall (Ecke, links vom Mittelrisalit) getrennt wurde. Pächterwohnung und Verwaltungsräume (bis 1845 Gerichtshof) waren im Mittelrisalit. Rechts einige Wirtschaftsräume.

Östlicher Fassade des Pächter- und ehem. Gerichtshauses vor 1945 - sichtbar ist Pächter-Familie Gey's Wohnungseingang. Rechts davon: Pferdestall.
Foto: Wilhelm Gey

Gepflastertes Wirtschaftshof mit Brunnenhaus. Die Scheune im Hintergrund. Die Pflastersteine waren bestimmt aus Dornreichenbach's Quartz-Porphyr Steinbruch, zuerst im "Viehhoff" vor dem Schloss gewesen und um 1800 über der Strasse zum neuen Wirtschaftshof gebracht, wo sie teilweise noch zu sehen sind (vor wenigen Jahren ist ein Teil mit Betonelemente überpflastert worden). Foto: vor 1945, Wilhelm Gey.

Pächter- und Gerichtshaus, Pferdestall und Kuhstall

Obwohl das Schlossarchiv 1945 von den Russen mitgenommen wurde, werden ca. 15 Meter von Akten aus dem Pächter- und Gerichtshaus im Sächsischen Landesmuseum in Paunsdorf aufbewahrt. Dort sind auch die Baupläne von dem Pächter- und Gerichtshaus heute noch zu finden. Baron von Pfister baute ein hohes Haus bestehend aus vier Etagen zum Süden des Pferdestalls der heute als Mittelrisalit deutlich zu sehen ist.

Zuletzt bis 1945 wurde ein Teil des Hauses von der Pächter-Familie Gey bewohnt, während andere Etagen für Verwaltung benutzt wurden. Da seit 1845 der damaligen Besitzer seine Rechte als Gerichtsherr, was zu der Zeit üblich war, abgegeben hatte, wurde das Haus nicht mehr als Gerichtshof gebraucht. Der letzter Pächter Herr Johannes Gey wurde 1945 von den Russen zwischen Börln und Falkenhain erschossen, scheinbar als Wiedergutmachung für Beschwerden einer russischen Kriegsgefangenen-Soldatin namens Natasha, die trotz Erkrankung auf dem Feld arbeiten musste. Sie versprach damals im Falle der Befreiung ihn dafür zu bestrafen. Danach wurde das Haus zuerst für Soldaten, Vertriebene und Flüchtlinge und später als LPG-Wirtschaft benutzt. Ein Teil wurde auch als Kindergarten benutzt, geleitet von Frau Döhler, geholfen von Frau Heinecker.

Die Wohnräume von Familie Gey mussten 1945 für russische Soldaten geräumt werden und die Witwe Frau Gey wohnte eine kurze Weile im Schloss. Ihre Möbel nahmen für sich die Söhne von dem ersten Nachkriegs-Bürgermeister, der von den Russen zum Dorfchef ernannt nachdem er sie bei Ankunft mit einem von ihm hochgehaltene Bild von Stalin begrüßte.

Scheune (abgerissen)

Die Scheune, der schon 1617 auf der Landkarte zu sehen ist befand sich auf der westlichen Seite des Wirtschaftshofs. Sie wurde nach dem Krieg abgerissen, und an der Stelle entstanden Garagen. Folgende Bilder sind vor dem Abriss aufgenommen.

Östlicher Fassade des Pächterhauses, der ein etwas überdimensionierten Türbogen bekam. Links eine Wohnung. Ganz links, hier nicht sichtbar, fehlt seit 2001 die Garage. Rechts, die ehem. Pferdestall, dahinter (nicht sichtbar) die ehem. Kuhstall.

Der Hof ist zwischen dem Kuhstall (links) und Pferdestall seit dem Nachkriegs Teil-Abrisses offen. Aus Wirtschaftsräumen (rechts) wurde samt niedlichen (aber leider nicht zum Denkmal passend) Fachwerkstil-Vorbau eine Wohnung. Im Jahre 2001 wurde das historische südlichsten Gebäudeteils mit Getreiden-Dachboden auf zwei Etagen und Garage abgerissen. Garagenbild hierunter.

Alle Fotos von der "Rückseite" (westliche Seite) des abgerissenen Scheunen: Copyright (C) Frau Marie-Luise Uhlitzsch, Börln

Pferdestall Gewölbe, vor 1617 erbaut. Auf dem Dachboden war das LPG-Giftlager das in den 90-iger Jahren in dem Schlosspark-Schuttberg entsorgt wurde.

Danach diente das Haus als Hauptverwaltung der LPG obwohl manche Flüchtlinge eine Zeitlang auf den oberen Etagen wegen Wohnungsmangel wohnten. Nach der friedlichen Revolution kaufte der stellv. Bürgermeister, der ehem. LPG-Leiter Herr Karl Hermann Stein, das Mittelrisalit und Pferdestall von der Gemeinde und es erfolgte danach eine Umgestaltung des Gebäudes. Der Eingangsbereich wurde mit einen grossen Türbogen versehen, ähnlich zu dem typisch von Johannes Döhler entworfenen Bogen in dem Blumenhaus am Markt in Dahlen. Im EG befinden sich Landgut Börln GbRs Verwaltungsbüros und auf den anderen Etagen sind Übernachtungsräumlichkeiten insb. für Pferdesportler und Hochzeitsgäste eingebaut worden.

Im südlichsten Teil des Gebäudes entstand eine Wohnung die mit einem Fachwerk-ähnlichen Anbau vergrößert wurde. Es fehlt aber seit 2001 der letzte Teil des Hauses: eine Garage mit Grube, ein Treppenhaus zum Getreidedachboden auf zwei Etagen - ohne Genehmigung abgerissen - worauf heute unerklärlich die Clara-Zetkin-Strasse gerade läuft auf einem privaten Grundstück während die eigentliche Strasse vernachlässigt und voll Unkraut gelassen wird. Das Holztor wo früher der Nachtwächter stand ist längst weg und keiner würde heute vermuten dass an dieser Stelle früher der Eingang zu einer der größten Gutshöfe Sachsens war. Der ehemalige Kuhstall wurde während der Bodenreform an Familie Walter zugeteilt. Als sie Rentner wurden verkauften sie es an Karl Hermann Stein der es in den Jahren 2007/8 von den historischen Gusseisensäulen entkernte und ohne Baugenehmigung (als Ersatz für ein mit viel Fördermittel aber außer Betrieb genommenen ehem. LPG-Küche/"Reidi-Markt" umgebaute Gebäude am Stützpunkt in Börln) als "Gemeinschaftsraum" umgestaltete, ein Saal mit kleine Küche aber es fehlen WCs. Dieser wird fast wöchentlich vermietet, oft Donnerstags für Polterabend- und Samstags für Hochzeitsfeiern, ist aber als Standort in dem Dorfkern direkt gegenüber der Kirche und angrenzend an Wohnhäuser nicht für laute Musik geeignet. Die dadurch bedingten Ruhe- und Schlafstörung von Nachbaren mit gesundheitliche Konsequenzen waren nicht das einziges Problem. Feuerwerke wurden mittendrin der Nacht angezündet. Selbst die Familie die ein Teil des Pächterhauses bewohnt wurde nicht verschont; ein Paar Tage nachdem ihr Familienvater starb und kurz vor sein Beerdigung wurde ihre Trauer durch Feuerwerke gegen Mitternacht direkt vor ihrem Schlafzimmerfenster gestört - das Mitglied des Ortsrates, Zimmermann feierte sein 50. Geburtstag. Die Stadtverwaltung von Dahlen war jahrelang der Meinung, dass die Genehmigung von Feuerwerken ein rechtsfreier Raum ist und sie nach eigenem Ermessen handeln kann. Sie wurde darin auch vom Rechtberater der Kreisverwaltung unterstützt. Erst nachdem sie auf das Sprengstoffgesetz, ein Bundesgesetz, verwiesen wurde, dass auch für die Stadtverwaltung Dahlen gilt, änderte sich ihr Verhalten. Bedauerlicher Weise gibt es in dieser Stadtverwaltung bis heute keinen Verwaltungfachmann. Bis dahin wurden illegale Genehmigungen für das Abbrennen von Feuerwerken verkauft.

Ausschnitt aus einer Flurkarte von 1617, Hauptarchiv, Dresden

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Der Verlauf des Clara-Zetkin-Strasses wurde 2001 nach Abriss der südlichsten Teils des Pächters- und Gerichtshauses, der auf diesem Bild den freien Blick zur Kirche hätte verhindert, (abgerissenen Gebäudeteil mit Garage und Getreide-Dachboden auf zwei Etagen - markiert) etwas anders. Auf der Strasse fuhrten einst Kolonnen von 40-50 russischen Panzern die bei Militärübungen es schwer hatten den 90-Grad Winkel um der Garage zu schaffen. Ein Stück hinter dem grünen Tor (links) sieht man die DDR-Garagen an Stelle des abgerissenen Scheunen. In dem Flachdach-Anbau wohnten früher Knechte und bis 2001 noch Mieter. Westlich des Flachdach-Gebäudes stand bis in DDR-Zeiten eine Brauerei-Zwillingsgebäude, dazwischen gab es ein gepflastertes Hof. Viel früher, auch im Jahre 1617 noch, lief der Wallgraben ein Paar Meter rechts von der Strasse vorbei.

Die Bilder oben zeigen dem schon erwähnten ehem. Kuhstall, heute eine "Gemeinschaftsraum" der vermietet wird. Ein Teil des Dachs auf südliche Seite ist mit rötliche sächs. Bieberschwänze neu gedeckt, rechts davon sind aber noch die alte DDR Zementdachziegeln. Bis zur Neudeckung waren handgemachte Dachziegeln noch vorhanden. Links stand noch bis ca. 2005 ein Giebel, ein Überbleibsel nach dem Scheunenabriss, der wichtig war um zu erkennen wo die Scheune früher gestanden hat und wie groß sie war. (siehe Markierung). Der Giebel wurde ohne Baugenehmigung abgerissen und der Dachstuhl in der jetzigen Walmdachform umgebaut. Diese Maßnahme führte zu einem Baustopp von sechs Monaten, wurde aber nicht bestraft. Links am Ende des Gebäudes ist heute noch eine Stallung für Ponies. Eine Brandschutzwand zwischen Stallung und Saal fehlt, was Börlns FFW sicherlich nicht für ratsam hält; Dahlens Bürgermeister Matthias Löwe war früher Stadtwehrleiter, ist aber hier untätig. Eine Brandschutzwand wird in der Regel mindestens 30 cm über das Dach geführt, um einen Feuerüberschlag oberhalb der Dachhaut zu verhindern. Die Bauaufsichtsbehörde in Torgau bestätigt aber auf Anfrage, daß eine Brandschutzwand vorhanden ist, nur findet man sie nicht. Obwohl alle Maßnahmen ohne Baugenehmigung durchgeführt wurden, konnte der Eigentümer nachträglich eine Genehmigung beantragen, auch für ein später angeklotzen Eingangsraum-Vorbau an der westliche Seite des ehem. Kuhstalls, wo bis Kriegsende das Gebäude mit dem Pferdestall verbunden war.

Es fehlt auch seit der Umgestaltung als Pension in den 90-iger Jahren ein gesetzlich vorgeschriebener zweiter Notausgang in dem Mittelrisalit. Einen 2. Fluchtwege gab es bis zum Umbau in dem Haus. Während einer Besichtigung im Jahre ca. 2011 wurde die Aufsichtsbehörde endlich darauf aufmerksam und mit der von ihr geforderten und von der Denkmalsbehörde genehmigten Anbaus, eines Außen-Not-Treppenhaus ,wurde der historische Blick schon als es den 1-OG erreichte völlig zerstört; die Maßnahme ist aber aus unbekannten Gründen noch nicht vollendet worden. Fazit: Übernachtungsgäste könnten im Falle eines Brands zum Opfer werden da ein 2. Fluchtweg immer noch nicht vorhanden ist. Eine Zeitbombe?

Text und alle Bilder falls nicht gesondert erwähnt Copyright (C) 2016-26 Roderick Hinkel

Links: Wohnungseingänge zum Knechthaus- Flachdachgebäude (s. auch Bild unten) über den alten Malzkeller. Ein gepflastete Hof zwischen dem Gebäude und eine nach 1945 abgerissenen Brauerei wurde von Bürgern auf Einladung von Karl Hermann Stein in ca. 1,5 Meter Höhe mit Schutt gefüllt. Er hatte vor dort Parkplätze zu bauen. Der größte Teil des Schuttes liegt auf ein städtisches Grundstück und sperrt der Zufahrt seit Jahren. Bürgermeister Johannes Rudolph sagte damals Herr Hinkel müsste dankbar sein da Bauschutt für Wegebefestigung nützlich ist aber er ist andere Meinung und möchte nur dass Stadt Dahlen ihr Schutt endlich wegfährt. Es tut sich aber seit 2003 nichts; dieser Schandfleck bleibt vorerst stehen und interessiert Dahlens Stadtverwaltung und dem jetzigen Bürgermeister scheinbar nicht.

Bis 2001 Getreide Dach-
boden
über 2 Etagen
EG Garage

Ehem. Scheune

Bis 1945 Teil des Kuhstalls

Pony Scheune

Brandschutzwand min. 30cm über Dachziegeln - fehlt

Ehem. Kuhstall jetzt Gemeinschaftsraum

Erstaunlicherweise blieb Börlns Rittergutskern, außer der Brauerei, völlig erhalten bis nach der friedlichen Revolution. Aber nicht für lange. Der ehem. LPG-Leiter riss u.a. die Brennerei und grossen Kartoffelschuppen, der ihm nicht gehörte, dazu auch ein wichtiger Teil des Pächterhauses, sinnlos ab. Als Krönung des "Dorfverschönerungs" schenkte er Börln einen ca. 9.000 Kubikmeter Schuttberg im Schlosspark. Die Geschichte war damit weg und kommt nie wieder; er kam damit unbestraft davon.