Dorfkirche

Eine erste Kirche wird urkundlich im Jahre 1346 erwähnt. Diese fiel vermutlich den Hussitenkriegen zum Opfer oder ist die Kapelle gewesen (siehe "Pilgerkapelle"). Deshalb entstand im 14. Jahrhundert eine neue Kirche. 1609 - 1610 ist diese Kirche vergrößert worden. Dabei erhielt sie einen Turm. Ihre heutige Form bekam sie 1732. Sie ist ein barockes Bauwerk. Über den Baumeister ist nichts bekannt.
 
1861 - 1862 bekam die Kirche eine neue Innenausstattung im neugotischen Stil. Dazu gehörten auch Kanzel und Taufstein. Die Orgel, die sich noch heute in der Kirche befindet, wurde vom Dresdener Hoforgelbauer Jehmlich 1886 eingebaut. Sie war sein 50. Bauwerk. Einen großen Teil des heute noch vorhandenen Inventars stifteten die Familie von Döring und die Gräfin von Zech-Burkersroda. Von letzterer stammt u.a. das bunte Glasfenster, das sich hinter dem Altar befindet. Es ist eine Spende anlässlich des Todes eines Kindes der Grafenfamilie.
 
Den Gesamteindruck der Kirche beschreibt der damalige Prof. Gurlitt als "eine Einheit". Die Kirche ist das geistige und kulturelle Zentrum des Dorfes. Hier finden Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten u.a. statt.
 
1990 begannen die Sanierungsarbeiten an der Börlner Kirche. Um die Orgel vor Schaden zu bewahren, musste sie vorher ausgebaut werden. Nach den abgeschlossenen Bauarbeiten erfolgte die Restaurierung der Orgel. Sie wurde am 19. September 1995 zum ersten Mal wieder gespielt. Eingeweiht wurde sie in einem Festgottesdienst mit einem Treffen der Kirchenchöre aus dem Kirchenkreis Wurzen mit über 100 Sängerinnen und Sängern.
 
Die Kirche und das Pfarrhaus besitzen heute ein gepflegtes Aussehen.
 
Von 1539 bis einschließlich 1999 waren 30 Pfarrer im Amt. Die Einführung der Reformation 1539 in Börln wurde mit dem Wechsel der zuständigen Superintendentur von Wurzen nach Oschatz vollzogen.
 
Zu den Höhepunkten des Kirchenjahres zählen das Erntedankfest und das Weihnachtsfest.
 
Links neben dem Haupteingang der Kirche befindet sich ein Gedenkstein für einen ermordeten Kaufmannssohn aus Liegnitz in Schlesien. Er wurde 1684 zwischen Börln und Dahlen ermordet. Zur Erinnerung daran ließ sein Vater den Gedenkstein setzen.
 
Bis 1604 befand sich auf dem Gelände des Kirchhofes der Friedhof der Gemeinde. Seit 1604 ist dieser Friedhof geschlossen und ein anderer wurde am Ortsausgang Richtung Bortewitz angelegt. Dieser dient heute noch als Bestattungsstätte für die Einwohner von Börln und Frauwalde.
 
Für Schlagzeilen sorgte die Kirche im Jahre 1989, als anlässlich der geplanten Errichtung eines Atomkraftwerkes im Börlner Ortsteil Schwarzer Kater eine Protestveranstaltung - unterstützt von Stasimitarbeitern - gegen dieses Vorhaben stattfand. Rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dieser Veranstaltung bekamen zum Teil schon im Vorfeld zu spüren, wie die staatlichen Stellen Proteste zu unterdrücken versuchten. Die "Wende" erledigte dann diese staatlichen Planungen.

Im Innern der Börlner Kirche hat lediglich ein Schmuckstück an der Kirchendecke die Zeiten überdauert, da bei der Restaurierung alle anderen Malerein übermalt wurden. Eine im Barock weit verbreitete Besinnung auf die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens hat es u.a. mit sich gebracht, dass in manchen Kirchen, so auch in Börln, an ganz unterschiedlichen Stellen der hebräische Gottesname JHWH zu finden ist. In der Börlner Kirche ist das an der Decke in einem Dreieck, das von einem Strahlenkranz umschlossen wird, der Fall.

"Judas" Zimmermann - Evangelischer Stasimitarbeiter

Oben wird über die schweren Tagen im Jahre 1989 erzählt, als ein Kernkraftwerk in Schwarzer Kater gebaut werden sollte. In Pfarrer a.D. Martin Kupke's Buch "SED und Staatssicherheitsdienst im Kirchenbezirk Oschatz", Leipziger Universitätsverlag, 2009 (ISBN 978-3-86583-367-9), sind schreckliche Fakten ans Licht gekommen. "Die vorliegende Studie habe ich gegen das Vergessen, gegen das Verfälschen und gegen die Verharmlosung der DDR-Geschichte geschrieben". Aus dem eigenen Kirchenvorstand in Börln wurde von Stasi-IM "Fortschritt" auf Brüdern und Schwestern in Christus gespitzelt. Also, ein Judas. Geboren am 28. August 1923 in Frauwalde, Bruder von IM "Waldmann", Träger der Medaille für "Treue Dienste" der NVA in Bronze ausgezeichnet zum 24. Jahrestag der Gründung der DDR, Gotthold Zimmermann war bis 1945 Soldat, dann Bauer im elterlichen Betrieb, schließlich Agronom. Ab 1976 hatte er die Funktion des Bereichsleiters Futter der Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion "Fortschritt" in Dahlen inne. (Die Verpflichtungserklärung unterschrieb er am 30. November 1954 in Wurzen, geworben wurde er in der Fachschule für Landwirtschaft in Wurzen durch Herrn Breller von der Kreisdienststelle Wurzen. 1959 überstellte ihn diese dann der Kreisdienststelle Oschatz.)

Im Bericht der Kreisdienststelle vom 30. August 1976 heißt es, er habe auch Kontakt zum Pfarrer und zu weiteren negativ eingestellten Personen und sei daher in der Lage, dem MfS wertvolle Informationen zu liefern. Mitglied der CDU sei er auch und habe eine progressive Einstellung zur DDR. So sei er auch bereit gewesen, die Aufträge des MfS anzunehmen. Dabei nutze er gezielt seine Kontakte zu anderen Personen, auch zum Pfarrer, zu dessen Aktivitäten und Westkontakten. Seine politisch-ideologische Haltung könnte der IMS erforschen. Der IMS war Mitglied im Kirchenvorstand, diesen Umstand konnte er gezielt nutzen. Auch als Mitglied der CDU, des Kreisvorstandes der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft und Mitglied der Nationalen Front sollte er seine Kontakte zum Aufspüren negativer Kräfte nutzen.

Im Wohngebiet Börln habe er Ermittlungen durchgeführt, ebenso Kontrollaufgaben zu bestimmten Personen und im Militärverbindungsmission der USA, Großbritanniens, Frankreichs -Absicherungssystem. Ein mündlicher Bericht des IMS stammt vom 15. Dezember 1976. Darin erzählt er von einer kirchlichen Gemeindeversammlung, die Anfang Dezember 1976 im Gemeindehaus Börln stattfand. Er berichtet, was Pfarrer Schneider (†3.1.2011) gesagt haben soll. Danach habe es eine Diskussion gegeben, bei welcher der IMS erklärt habe, die Russen seien unsere Freunde und Kirche und Kommunisten gehören zusammen. Beim IMK "Astor" oder "Theo" gab es regelmäßige Treffen mit seinem Führungsoffizier. Dabei bekam er stets neue Aufträge, nachdem er über die alten berichtet hatte.

Am 9. März 1977 wurde er beauftragt, die Einreisen von Westdeutschland nach Börln abzusichern und herauszufinden, wo sie übernachten. Bereits am 15. März berichtete er dem SED-Mitglied Bäurich über den Besuch der Patengemeinde aus Achim, die nach Börln gekommen war. Dabei gab er den Tagesablauf und das ganze Besuchsprogramm bekannt. Auch die Quartiergeber in Börln und Bortewitz nannte er. Später erzählte er auch, welche Meinung seine Arbeitskollegen zu den Ereignissen in Polen haben. Bei dem Treffen am 29. März 1982 wurde er beauftragt, die Meinungen von "Kirchenkräften" zu erkunden und die Dienststelle sofort anzurufen, wenn das Stichwort auftaucht: "Frieden schaffen ohne Waffen".
Die 63jährige Genossenschaftsbäuerin Anna Arnhold (links, sitzend) fühlt sich noch nicht zu alt, um die Facharbeiterprüfung abzulegen. Hier mit der Genossenschaftsbäuerin Maria Sauer und dem Agronomen Gotthard Zimmermann (IM "Fortschritt") bei der Erklärung der Futterpflanzen. Quelle: Bundesarchiv Bild 183-78565-0001, Börln, Schulung in der Dorfakademie, Schaar, Helmut, 20.1.1961

Kriegerdenkmal 1914 - 1918

Der Kriegerdenkmal wurde bei Neugestaltung des Ernst-Thälmann-Platzes nicht verschönert - die dreieckige Gartenanlage mit Hecke verschwand und ist herzlos betoniert worden. Die Gefallenen und Vertriebenen des 2. Weltkrieges sowie alle Opfer des Stalinismus, SED-Diktatur und ihre Stasimitarbeiter die so viele Bürger durch ihre Taten zur Folter und in den Tod schickten, haben noch kein Denkmal, im Gegensatz zu viele anderen Dörfer die nach 1990 Tafeln errichteten.
Weil es in Börln noch kein Denkmal für die Opfer vom 2. Weltkrieg und dem schrecklichen Kommunismus gibt, möchten wir hier in unserer virtuellen Gedenkstätte wenigstens ein Person erwähnen:
 
Herr Horst Berger aus Börln der als junger Mann nach Kriegsende in Wurzen im Motorenwerk gearbeitet hat, der von Stasimitarbeitern wegen "Spionage" bei Nacht und Nebel abgeholt wurde und in Moskau verhört und hingerichtet wurde (weil es in der DDR gesetzlich verboten war!). Erst in den 90-iger Jahren wusste die Familie Berger wo er hingekommen ist.

Ist es nicht beschämend, das Dahlens Stadtrat, der sich "demokratisch" nennt, immer noch ein Stasi-Mitarbeiter als Stadtrat duldet und sogar unterstütz und schützt? Man muss sich fragen, warum Dahlener solche Personen treu sind und immer wieder als ihre Abgeordneter wählen. Warum soll diese Person nicht namentlich genannt werden?

Ein Schlag ins Gesicht für alle Opfer!

Horst Berger, Opfer der Stasi, hingerichtet in Moskau

In Memoriam
Die Kirche in Börln, alter Kupferstich, 1834

Hebräische Gottesname JHWH

Pfarrhaus

Das Pfarrhaus in Börln ist gut erhalten und das Dach wurde Ende 2010 mit sächs. Bieberschwänze neu gedeckt. Das Pfarrhaus dient als Versammlungsraum für kirchliche Veranstaltungen, auch für Übernachtungen für Pilger auf dem St. Jakobs Pilgerweg und als Verwaltungsbüro. In dem Haus wohnt auch der Pfarrer. Börln ist Teil des Kirchgemeindes Börln-Meltewitz mit Schwesterkirchen Falkenhain-Thammenhain, Kuhnitzsch und Müglenz, seit 2016 aber ohne eigener Pfarrer.

Kontakt:

Pfarrhaus
Ernst-Thälmann-Platz 4
04774 Dahlen OT Börln

Tel.: 034361/ 51696
Kriegerdenkmal mit Pfarrhaus im Hintergrund
Copyright (C) Tom Wenger
 Pfarrhaus
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Text und alle Bilder falls nicht gesondert erwähnt Copyright (C) 2016-26 Roderick Hinkel
Kriegerdenkmal damals noch mit Hecke. Nach der friedl. Revolution wurden im Dorfkern die Strassen mit Beton gepflastert.
Copyright (C) Tom Wenger