Künftige Pilgerkapelle

Im Erdgeschoss am Ostende des Südflügels des Schlosses befindet sich ein alter Gewölberaum mit einem Andreaskreuzgewölbe. Die Geschichte ist urkundlich nicht erwähnt.
 
Der Schlossgärtner Hennig, der lange Zeit in den Räumen über der Kapelle wohnte, nutzte die Kapelle als Lager für Kohle und als Hühnerstall bis zum Kriegsende. Damit die Hühner auch einen freien Weg nach draußen hatten, baute er seinerzeit ein großes Fenster in die Südwand.
 
Bewohner des Dorfes haben aus Überlieferungen berichtet, dass dieser wunderschöne Raum, zusammen mit der ehemaligen Remise früher auch als Pferdestall genutzt worden sein soll. Allerdings kann sich keiner daran erinnern, dort jemals Pferde gesehen zu haben. Im Jahre 1800 wurde am Gutshaus ein großer Pferdestall gebaut. Die Aussage ist auch sehr fragwürdig, da die Zwischenräume zwischen den Säulen in der Kapelle so klein sind, dass selbst die kleinste Pferderasse keinen Platz gehabt hätte.
 
Die Überlegung, ob der Raum einer Schäferei gedient haben könnte, wurde schnell verworfen, denn eine Schäferei war auf dem Rittergut schon vorhanden. Für die Nutzung als Schweinestall wäre die Bauweise viel zu teuer gewesen.
 
An der nordwestlichen Ecke der Kapelle wurde vor über 100 Jahren eine Treppe durch das Gewölbe gebaut, um bequem in die Gärtnerwohnung zu gelangen. Nach Kriegsende wurde diese Treppe aber wieder entfernt. Das Gewölbe muss wieder hergestellt werden. Die Gärtnerwohnung wurde zu einem Büro umgebaut. Der fehlende Teil des Gewölbes deutet darauf hin, dass dieser Gewölberaum früher Teil eines eingeschossigen Objektes war. Einen weiteren Beweis hierfür liefert die Bauweise des Dachstuhles, der sich über der Gärtnerwohnung befindet. Über dem restlichen Teil des Hauses befindet sich noch heute ein guterhaltener, selbsttragender Dachstuhl.
 
Es wird vermutet, dass sich ein Altar früher auf der Westseite der Kapelle befand. Auffällig ist, dass an dieser Stelle der Wasserkanal fehlt und dass sich dort zwei kürzere Säulen befinden.
 
In den 80-iger Jahren baute das Feierabendheim den Gewölberaum um. Es entstand daraus ein Kaffeeraum für die Senioren, mit einer Küche auf der Südseite und in der südwestlichen Ecke ein Duschraum mit Zugang aufgrund eines eigens dafür geschaffenen Durchbruchs. Manche Wände wurden mit Kieferpanelen verkleidet bzw. wurden die Fußböden mit neuen Fliesen versehen.
 
Als Herr Hinkel diesen Raum das erste Mal betrat, war ihm klar, dass es früher einer anderen Art von Nutzung gedient haben muss. Durch die hohen Sandsteinsäulen und das Gewölbe bekommen die Besucher das Gefühl, vergleichbar mit Betreten eines Domes, aufgrund der besonderen Bauweise dieses Raumes sich sehr klein fühlen zu müssen.
 
Einige Experten bestätigten auch, dass dieser Raum früher ein Gebetsraum gewesen sein muss. Es ist bekannt, dass es schon um 1346 eine Kirche in Börln gab, jedoch heute keiner mehr so richtig weiß, wo genau diese Kirche sich damals befand.
 
Da dieser Raum von einen Wassergraben umgeben war, galt er aufgrund seiner unmittelbaren Nähe zu einer Burg als sehr sicher. Einige Steinmetze waren schon 2004 der Meinung, dass die Kapelle im 12./13. Jahrhundert erbaut worden sein muss. Ein Experte aus Dresden, der im Mai 2009 diesen Raum besichtigte, bestätigte diese Aussage.
 
Intensive Forschungen, die seit 1987 angestellt werden, ergaben, dass es in unserer Region vor 5.000 bis 7.000 Jahren in der Jungsteinzeit heilige Stellen gab, die jeweils 3 km von einander entfernt lagen und eine Strecke bis Delphi, Jerusalem und Stonehenge gekennzeichneten haben.
 
Die Stelle, an dem sich der Gewölberaum befindet passt besser in die Beschreibung der üblichen heiligen Stellen der Jungsteinzeit: "Zwischen Wasser und einem hohen Platz", als die Stelle, an der die heutige Dorfkirche in Börln steht. Vermutlich bildete der Ort der heutigen Dorfkirche "den hohen Platz" und die Kapelle in dem Gewölberaum lag genau zwischen Wasser und hohem Platz.
 
Im Jahre 2004 wurde bei Ausgrabungen einige Steine einer jungsteinzeitlichen, heidnischen Quelle gefunden. Pfarrer Martin Carlitz, ein Experte für die jungsteinzeitlichen, heiligen Stellen, ist fest überzeugt, dass es sich bei der Kapelle um ein altes Heiligtum handeln muss.
 
Er hat dazu folgendes geschrieben:
 
Der Fund von Börln lässt an das Paradies denken.
 
Verwunderlich ist der Wasserstand des Tümpels im Haus. Er ist deutlich niedriger als der des benachbarten Sees. Vermutlich bringt der Graben zwischen Haus und Graben Abhilfe.
 
Gegen Nord-Ost erwies sich unterirdisch ein Einfluss zwischen dem Gestein, unterirdisch ausgespült, nur dort.
 
So wurde im Gang zwischen den Säulen gegraben und es fand sich auf Höhe des verschütteten Säulenfundamentes ein ca. 20 cm breiter zunächst offener Wasserkanal.
 
Im Abstand von 1,04 m von der Kanalmitte aus gesehen, wurden 7 Säulen beidseitig aufgestellt. Vermutlich aufgrund der Eigenarten des Bodens variiert der Abstand von 1,22 bis 1,46 m. Die Säulen, Richtung See sind 10 cm tiefer gelegen gegenüber denen auf der Hofseite.
 
Die 70 cm hohe Säulenschaft ist jeweils oktogon. Die runde Säule mündet danach im Abstand von 1,70 m wieder in einem genauso oktogonen Kapitel, welches eine quadratische Deckplatte trägt, auf der das Gewölbe beginnt.
 
Das Gewölbe schwingt sich nunmehr dreimal soweit wie von der Kanalachse bis zum Pfeiler der Raumwand im Abstand von 3,15 m.
 
Nun stellt sich die Frage, wer an einen so kleinen Wasserkanal beidseitig eine Reihe von jeweils 7 Säulen stellt und warum? Es muss ihm wichtig gewesen sein, sonst hätte er den Abstand zum Kanal nicht so genau beachtet im Gegensatz zu den der Säulen untereinander.
 
Es ist die Symbolik aus Offenbarung:
 
"Er zeigte mir einen Strom des lebendigen Wassers, klar wir Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes. Auf beiden Seiten des Stromes mitten auf der Gasse ein Baum des Lebens, der trägt zwölfmal Früchte und bringt seine Früchte alle Monate, und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker."
 
Dass die 7. Säule auf beiden Seiten geteilt wurde und jeweils die Halbsäule vor die Wand gestellt wurde, erweitert die Gasse von Ewigkeit zu Ewigkeit, aber auch die heilige Gotteszahl 7 zur Osterzahl 8 des 8. Tages, der den Alten Bund überschreitet und vollendet.
 
Es heißt, dass die Mittel-Säulengänge aller Kirchen diesen Gedankenhintergrund des Himmlischen Jerusalem haben.
 
Es bleibt die Frage, warum ein kleiner Wasserkanal von wem auch immer doch so aufwendig und gleichzeitig bescheiden geschmückt worden ist. Wurde hier ein viel älterer Kult aufgenommen und christlich vollendet und später nicht vernichtet wie der "Teufelsstein" (bei Frauwalde) später?
 
Das Aufgraben des Kanals und damit verbundene Entdeckungen werden vielleicht neue Fragen aufwerfen, jedoch später dann zu neuen möglichen Erkenntnissen führen.
 
Thallwitz, 22.11.2004. Martin Carlitz

Jakobsmuschel, internationalen Kennzeichnen des St. Jakobs

Jacobsmuschel Schild (Wegweiser) in Börln

Reisende Gesellen am arbeiten

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Im Jahre 2006 haben viele reisende Gesellen hier ihren Sommerfest gefeiert. Mit Spenden von Materialien, Werkzeug, Transport und Unterkunft haben sie einen Anfang gemacht, um die Säulen zu restaurieren. Einige Ersatzteile sind behauen worden um die über Generationen hin beschädigten Säulen zu restaurieren. Die Arbeiten wurden in Absprache mit der zuständigen Denkmalbehörde überlegt und ausgeführt.

Reisende Gesellen

Zukunftspläne - Pilgerkapelle auf dem Jakobsweg

Es ist interessant darüber nachzudenken, wie dieser Raum früher genutzt wurde. Für Hinweise wären wir somit sehr dankbar. Wir nehmen die Meinungen von Experten und Skeptikern genau so ernst, da auch andere Meinungen und Überlegungen für uns sehr wichtig sind. Die künftige Nutzung ist gleichermaßen für uns von Bedeutung wie die Geschichte auch. Es gibt noch sehr viel Arbeit zu leisten, bevor die Kapelle eingeweiht werden kann. Mit Gottes Gnade werden die nächsten Schritte dazu führen, dass nach der Einweihung als Pilgerkapelle für die vielen Pilger die hier auf dem St. Jakobsweg pilgern und für alle anderen Gäste die hier anhalten möchten, ein Raum der Rast geschaffen wird. Der Raum bietet eine wunderbare Stille und man kann seinem Schöpfer dafür danken. Mögen alle die diesen Raum besuchen und hier beten viel Segen erhalten.

Text und alle Bilder falls nicht gesondert erwähnt Copyright (C) 2016-26 Roderick Hinkel