Orangerie in Börln (erbaut zwischen 1807 - 1834)

Die Orangerie am Börlner Schloss weist viele Ähnlichkeiten zu der berühmten Orangerie in Oranienbaum auf, insb. ein Walmdach und vor allem die viereckige Form der Stukkateur. Das Baujahr konnte bisher nicht exakt festgestellt werden. Betrachtet man dann auch noch die Flurkarte von 1807 so ist kein Gebäude ersichtlich. Im Jahre 1879 stand aber die Orangerie schon. Auf dem Kupferstich vom Jahre 1834 (siehe Bild auf der Seite "Dorfkirche") ist mit relativ grosser Sicherheit das Dach tatsächlich identisch mit der Orangerie, rechts von der Kirche und der alten Holzbrücke die über den Wallgraben geht. Das Gebäude ist also zwischen 1807 und 1834 gebaut worden, die Ähnlichkeiten zu Oranienbaum ist kein Zufall. Die Orangerie wurde 1945 durch den Schlossgärtner Hennig bewirtschaftet, später dann von der LPG. Als die Öfen noch vorhanden waren, wurden Birkenbäume im April für den 1. Mai von Herrn Finsterbusch warm gestellt, da diese dort eher grün wurden als in der Natur. Damals musste jedes Haus am 1. Mai ein Bäumchen vor der Tür stehen haben. Ein Teil wurde als Wohnung ausgebaut, den anderen Teil nutzte die Schule ab 1972 für den UTP (Unterricht in der Produktion) als Kabinett. Der zuständige Lehrer war Herr Dipl.-Ing. Siegmar Schwenke.
 
Heute ist die Orangerie in einem sehr schlechten Zustand, nachdem sie für viele Jahre, da die Eigentümerin nicht bekannt war (aber man suchte sie auch nicht), von Karl Hermann Stein und Söhne als Lagerraum für Pferdesportgegenstände benutzt wurde. Herr Hinkel hat mit Hilfe von Herrn Gey (+2010), Sohn des ehem. Gutspächters, der mit der Gärtnerfamilie Hennig noch befreundet war, nachgeforscht und es stellte sich heraus dass die Orangerie einer Erbin, Nichte des Ehepaares Hennig gehörte. Sie wusste zuerst selbst nicht, dass sie es geerbt hatte. Herr Hinkel konnte es von ihr abkaufen. Nicht ein Pfennig Miete wurde von Herr Stein bezahlt, ein Mietvertrag gab es ja nicht, er hatte dieses Objekt einfach kommissarisch beschlagnahmt und "besemrein" als Ruine mit alle Fensterscheiben kaputt verlassen. Aber erst nachdem der neuen Eigentümer Herr Hinkel zweimal schriftlich der Übergabe verlangte. Für die entstandenen Sachschäden wurde keine Entschädigung angeboten.
 
Die Orangerie sollte im Jahre 2007/8 restauriert werden. Die zugesagten Fördermittel wurden jedoch plötzlich aufgrund einer Beschwerde so gut wie gestrichen. Aufgrund dieser Beschwerde wurde für die nächsten 12 Jahre jeglicher Gaststättenbetrieb seitens der Behörden untersagt, da diese davon ausgehen, dass hier in Konkurrenz getreten wird zu anderen gastronomischen Einrichtungen in der Umgebung. Somit wurde ein wundervolles Gartenkunstkonzept, welches im Einklang mit Gastronomie, Kultur und Architektur geschaffen werden sollte einfach vernichtet. Letzendlich war die geplante Nutzung als Gartenkunstzentrum nicht mehr machbar und die Planungskosten und Baugenehmigungen waren somit umsonst gewesen. Das originale Nutzungskonzept als Orangerie-Gewächshaus ist wieder aktuell.
 

Ab dem 16. Jahrhundert kamen an den europäischen Fürstenhöfen Sammlungen von Orangen- und anderen Zitrusbäumen in Mode. Ein solcher Baumbestand wurde sinnfällig Orangerie genannt, der Begriff galt also allein den Bäumen. Anfangs waren die Orangerien noch ortsgebunden, weil die Bäume im Boden wurzelten, mit der Einführung des Pflanzkübels jedoch wurden sie ortsveränderlich. Der technische Durchbruch kam mit der Erfindung des Kübel-Transportwagens durch Andre le Notre (1613-1700), dem Gärtner von Versailles.
 
Orangerien dienten sowohl Zier- und Repräsentationszwecken als auch der Befriedigung des steigenden Bedürfnisses der Fürstenhöfe nach exotischen und insbesondere Zitrusfrüchten. Der Zitrusbaum eignete sich hervorragend als Repräsentationsobjekt, weil sich mit ihm zum einen mannigfache mythologische Verknüpfungen herstellen ließen und weil er zum anderen weitgereist und daher sehr teuer war.
 
Die immergrünen, gleichzeitig Früchte und Blüten tragenden Zitrusbäumchen wurden wegen ihres Duftes und Symbolgehaltes zu den beliebtesten Pflanzen in den architektonischen Garten des Barock gewählt.
 
Vor allem die festverwurzelten Orangerien bedurften eines unmittelbar neben der Anpflanzung gelegenen Wintergartens, in dem die mit dem gesamten Wurzelstock ausgegrabenen Bäumchen überwintern konnten. Solche Orangeriegebäude wurden bald auch selbst als Orangerie bezeichnet und im heutigen Sprachgebrauch ist die Verwendung dieses Wortes als einziges bekannt.
 
Zunehmend wurden nicht nur Zitrusbäumchen, sondern auch andere exotische Pflanzen zur Repräsentation zur Zier gehalten, so zum Beispiel Ananas und Feigen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts (in Deutschland später) kam die Orangenzucht aus der Mode, und die gärtnerische Funktion der Orangeriegebäude ging an die Palmenhäuser des 19. Jahrhunderts über. Da der moderne Denkmalschutz der Orangerie als eigenem gartengestalterischem Typ zunehmend Aufmerksamkeit schenkt, wurden viele ehemalige Orangerien inzwischen restauriert oder wieder errichtet.
 
 

Europäische Orangerie-Geschichte

Die Orangerie in Oranienbaum wurde 1812 bis 1818 von Carlo Ignazio Pozzi am südlichen Rand des Parks errichtet. Sie ist mit 178 Metern eine der längsten Orangerien Europas, und wird seither ohne Unterbrechung zur Unterbringung des reichen Bestandes an Zitruspflanzen genutzt. Im Mittelteil des Orangeriegebäudes befanden sich vier Wohnungen für die Gärtner die mit der Pflege des ursprünglich barock angelegten Gartens betraut waren.

In der damaligen Orangeriegebäude befanden sich im Jahr 1753 insgesamt 517 Pflanzen, davon 416 Orangen und Zitronen, sowie Lorbeeren, Myrten, Zypressen und Oleander.

1754 ließ Leopold I. im südlichen Bereich des Gartens eine neue Orangerie errichten die wiederum 1818 von der bis heute bestehenden Orangerie ersetzt wurde.

Im Jahr 1822 wurden 2.425 Früchte geerntet und 100 Jahre später im Jahr 1923 hatte die Oranienbaumer Orangerie noch einen Bestand von 100 Bäumen. Im Winter 1961 erfror der gesamte verblieben Bestand.

Seit 1992 betreibt die Kulturstiftung Dessau Wörlitz den Neuaufbau der Sammlung bis zu einem heutigen Bestand von 280 Pflanzen. Auch existiert noch ein historischer Pflanzturm, mit dem die Kübelpflanzen verpflanzt wurden.

Die Orangerie beeindruckt mit einer Länge von 178 Metern geteilt durch einen Wohntrakt, der für die Gärtner vorgesehen war. Die Südseite ist mit ca. 16.000 kleinen Scheiben verglast.
 
Der Bestand an Zitruspflanzen wurde überwiegend aus italienischer Herkunft wieder aufgebaut.

Schloss, Orangerie, Kirche, ca. 1950

Orangerie mit Walmdach sichtbar

Orangerie (die Hälfte als Wohnung eingebaut)

Orangerie in Oranienbaum (erbaut 1812 - 1818)

Orangerie - Baujahr ca. 1807 - 1834 - völlig abgenutzt mit alle Fensterscheiben kaputt, nach jahrelang ungenehmigter Nutzung, erst nach zwei Aufforderungen "besemrein" übergeben

Storch auf Schornstein nahe der Orangerie

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